Als Vorstück zu „Der Bajazzo“ kommt eine Orchestersuite aus Leoncavallos Oper „I Medici“ zur Aufführung, ein bis vor Kurzem verschollenes Werk, das – wenn überhaupt – nur ein einziges Mal in Südamerika gespielt wurde, und das vor über hundert Jahren! Die Prager Philharmoniker garantieren virtuoses und mitreißendes Können, geleitet von Andreas Sczygiol.
Hier Gedanken von Graziano Mandozzi, der die Orchestersuite in einem Schweizer Archiv wiedergefunden hat:
„da qui“ … „a qui“, so die Beschriftung auf ein paar dutzend handgeschriebenen kleinen Streifen, die Leoncavallo in seiner Partitur von I Medici als Markierung sorgfältig platzierte. Mit diesen Hinweisen „von da“ … „bis da“ war es für mich relativ einfach, die Suite zu rekonstruieren. Alle prägnanten musikalischen Teile der Oper sind vertreten und entsprechen der chronologischen Folge der dramatischen Handlung. Vertreten sind auch alle Charaktere der Hauptpersonen mit den jeweiligen instrumentalen Fassungen ihrer Arien. Und es fehlen selbstverständlich nicht die einleitenden Teile der vier Akte; regelrechte Ouvertüren (1. und 3. Akt) und starke, kurze atmosphärische Gemälde der Verschwörer (2. Akt) und des Mordes in der Kirche (4. Akt).
Übrigens ist die zitierte Partitur der Medici fast sicher die einzige noch erhaltene, da das Archiv des Sonzogno Verlags 1943 in Milano zerbombt wurde. Sie diente mir für die kritische Revision der Oper die vor ca. 20 Jahren bei Ricordi erschienen ist. Placido Domingo hat davon eine Gesamtaufnahme für die Deutsche Grammophon eingespielt.
Es gibt keinen überlieferten Beweis, dass die Suite schon aufgeführt wurde. Ich fand aber eine Eintragung von einem Musiker auf dem Deckel einer fremden Orchesterstimme, die einen Hinweis auf eine Aufführung in Südamerika zu Leoncavallos Lebzeiten geben könnte. Wie oft in solchen Fällen, können eines Tages neue Erkenntnisse auftauchen.